
Du hast bestimmt schon von Narzissmus gehört – aber wusstest du, dass es sich dabei nicht nur um ein großes Ego, sondern um eine echte psychische Störung handeln kann? Die Narzisstische Persönlichkeitsstörung (NPS) ist im ICD-10 unter der Kennziffer F60.8 zu finden. Betroffene haben ein tiefgreifendes Bedürfnis nach Bewunderung, ein grandioses Selbstbild und gleichzeitig oft einen Mangel an Empathie. Das klingt vielleicht harmlos, kann aber im Umgang mit anderen ziemlich gefährlich werden.
Wie erkennen wir Narzissmus?
Menschen mit einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung fallen oft erst einmal positiv auf: Sie wirken charismatisch, selbstbewusst und überzeugend. Doch hinter dieser Fassade steckt ein empfindliches Selbstwertgefühl, das ständig Bestätigung von außen braucht. Typisches Verhalten von Narzissten:
Überhöhte Selbstdarstellung: Sie halten sich für etwas Besonderes und erwarten, dass andere sie entsprechend behandeln.
Kritikunfähigkeit: Schon kleinste Kritik wird als Angriff empfunden, und sie reagieren oft mit Wut oder Rückzug.
Mangelnde Empathie: Die Gefühle und Bedürfnisse anderer spielen kaum eine Rolle.
Manipulation: Um ihre Ziele zu erreichen, nutzen sie Menschen gezielt aus.
Diese Eigenschaften können in Beziehungen, Freundschaften oder am Arbeitsplatz schnell toxisch werden. Ein Narzisst stellt immer die eigenen Bedürfnisse an erste Stelle – auf Kosten anderer.
Gefährlichkeit und Manipulationstechniken
Narzissten sind nicht per se böse, aber ihr Verhalten kann großen Schaden anrichten, vor allem emotional. Ihre Strategien, um andere zu kontrollieren, sind oft subtil und hinterlassen bei Betroffenen das Gefühl, sich selbst zu verlieren. Hier einige typische Manipulationstechniken:
Gaslighting: Sie manipulieren die Realität, sodass du an deinem eigenen Verstand zweifelst. Ein Beispiel: "Das habe ich nie gesagt" – obwohl sie es eindeutig gesagt haben.
Flying Monkeys: Sie nutzen andere Menschen (z. B. gemeinsame Freunde), um Druck auf dich auszuüben oder dich zu kontrollieren.
Love Bombing: Zu Beginn einer Beziehung überschütten sie dich mit Aufmerksamkeit und Liebe – nur um dich später emotional abhängig zu machen.
Silent Treatment: Sie bestrafen dich mit Schweigen, um dich gefügig zu machen oder Schuldgefühle auszulösen.
Das Schlimme daran: Viele dieser Techniken sind so raffiniert, dass man lange nicht merkt, was passiert.
Kann man Narzissmus behandeln?
Die Behandlung einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung ist schwierig, aber nicht unmöglich. Der erste Schritt ist, dass die betroffene Person selbst erkennt, dass sie Hilfe braucht – was leider selten passiert. Wenn doch, kann eine Psychotherapie helfen. Besonders wirksam sind tiefenpsychologische Ansätze oder kognitive Verhaltenstherapie. Ziel ist es, das Selbstwertgefühl zu stabilisieren, empathisches Verhalten zu fördern und ungesunde Denkmuster zu durchbrechen.
Ein großer Haken: Viele Narzissten brechen die Therapie ab, weil sie Kritik schwer ertragen oder kein Problem bei sich selbst sehen. Deshalb braucht es Geduld – von ihnen selbst, aber auch von Therapeuten und dem Umfeld.
Was kannst du tun?
Wenn du mit einem Narzissten zu tun hast, ist es wichtig, Grenzen zu setzen. Lass dich nicht in ihre manipulativen Spielchen verwickeln und hol dir, wenn nötig, Unterstützung. Und das Wichtigste: Vergiss nicht, auf dich selbst aufzupassen. Denn Narzissmus mag eine Persönlichkeitsstörung sein, aber die Verantwortung für dein eigenes Wohl trägst du.
Narzissmus ist ein komplexes Thema, das nicht nur die Betroffenen selbst betrifft, sondern auch ihr Umfeld emotional fordern kann. Aufmerksamkeit und Wissen sind hier der Schlüssel, um sich selbst zu schützen – und vielleicht auch, um Betroffenen zu helfen.
Kommentar hinzufügen
Kommentare