Zwischen Anspannung und Sehnsucht nach Ruhe: warum unsere Zeit uns so unruhig macht

Veröffentlicht am 21. Oktober 2025 um 18:20




Wir leben in einer Zeit, die sich schneller bewegt, als viele von uns mithalten können. Nachrichten, Krisen, Konflikte – sie prasseln unaufhörlich auf uns ein. Was früher weit weg schien, ist heute nur einen Klick entfernt. Die Welt rückt näher zusammen, und doch fühlen sich viele Menschen innerlich leer, überfordert oder angespannt.

 

Immer mehr Menschen berichten von einem Gefühl ständiger innerer Unruhe. Schlafstörungen, Gereiztheit, körperliche Verspannungen oder das Gefühl, „nicht mehr abschalten zu können“, sind zu alltäglichen Begleitern geworden. Auch im gesellschaftlichen Miteinander zeigt sich diese innere Anspannung: Aggressivität, Ungeduld und Intoleranz nehmen zu – in den sozialen Medien, im Straßenverkehr, in der Kommunikation miteinander.

Doch was steckt dahinter?

 
Warum so viele Menschen gerade jetzt Unruhe empfinden

Unser Nervensystem ist darauf ausgelegt, auf Gefahr oder Stress zu reagieren – eine Schutzfunktion. Heute/Aktuell aber bleibt der „innere Alarm“ oft dauerhaft aktiviert, weil unser Gehirn kaum noch zwischen realer und medialer Bedrohung unterscheiden kann.

 

Ständige Informationsflut, Unsicherheiten in der Welt, Leistungsdruck und der Anspruch, allem gerecht zu werden, führen dazu, dass viele Menschen dauerhaft im Alarmmodus leben. Dieser Zustand raubt Energie, verstärkt Anspannung und kann auf Dauer zu emotionaler Erschöpfung führen.

 

 Wenn die Anspannung in Aggressivität umschlägt

Aggression ist häufig ein Ausdruck von Überforderung. Wer innerlich angespannt ist, reagiert schneller gereizt – auf sich selbst oder andere. Wir erleben dies in Diskussionen, im Straßenverkehr oder in der Arbeit: Die Toleranzschwelle sinkt.

Hinter der Wut liegt jedoch oft etwas anderes – Angst, Hilflosigkeit oder Erschöpfung. Wenn wir lernen, diese Emotionen wahrzunehmen und zu benennen, können wir sie besser regulieren und verhindern, dass sie sich in destruktive Bahnen lenken.

 

 Wege zurück zu innerer Ruhe

Die gute Nachricht: Wir können unser Nervensystem bewusst beruhigen und lernen, wieder mehr innere Stabilität zu empfinden.

Hier sind einige praktische und psychologisch fundierte Impulse, die du in deinen Alltag integrieren kannst:

 

  1. Begrenze deinen Nachrichtenkonsum
    Wähle bewusst aus, wann und wie oft du dich informierst. Einmal am Tag reicht völlig aus. Dein Nervensystem braucht Ruhephasen.
  2. Atme bewusst
    Schon drei tiefe, langsame Atemzüge können dein Nervensystem beruhigen. Eine einfache Übung: Atme vier Sekunden ein, halte kurz inne, und atme sechs Sekunden aus.
  3. Etabliere kleine Inseln der Stille
    Schaffe dir bewusste Ruhepausen – ohne Handy, ohne Ablenkung. Ein kurzer Spaziergang, eine Tasse Tee in Stille oder sanfte Musik können kleine Anker der Entspannung sein.
  4. Achte auf deinen Körper
    Bewegung löst Anspannung. Ob Spaziergang, Yoga oder Tanzen – dein Körper braucht Ventile, um Stress abzubauen.
  5. Übe emotionale Achtsamkeit
    Frage dich: Was fühle ich gerade wirklich? Oft hilft es, Emotionen zu benennen, statt sie zu verdrängen. Das schafft Klarheit und entlastet.
  6. Suche Verbindung statt Rückzug
    Sprich über das, was dich bewegt. Austausch mit vertrauten Menschen reguliert unser Nervensystem und reduziert das Gefühl, allein zu sein.

 

 

 Ein liebevoller Blick auf dich selbst

Viele Menschen glauben, sie müssten „stark“ sein und funktionieren. Doch wahre Stärke bedeutet, sich selbst zuzuhören – besonders dann, wenn es laut wird, außen wie innen.

Erlaube dir, zu entschleunigen. Du musst nicht alles aushalten. Du darfst innehalten. Du darfst dich um dich kümmern.

 

Gerade in unruhigen Zeiten ist Selbstfürsorge keine Schwäche, sondern ein Akt innerer Stärke.

 

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