
Als Psychologin und Lehrerin für autogenes Training ist es mir ein Anliegen, diese wertvolle Methode der Entspannung und Selbstregulation bekannter zu machen. In diesem Blogbeitrag erfährst du, wie autogenes Training wirkt, welche Anwendungsmöglichkeiten es gibt und wann es nicht ratsam ist, diese Methode einzusetzen. Zudem stütze ich meine Ausführungen auf wissenschaftliche Erkenntnisse, um die Wirksamkeit des autogenen Trainings zu untermauern.
Was ist autogenes Training?
Das autogene Training (AT) wurde in den 1920er Jahren von dem deutschen Psychiater Johannes Heinrich Schultz entwickelt. Es handelt sich um eine autosuggestive Methode, die auf der Idee basiert, durch gezielte Konzentration auf bestimmte Formeln körperliche und mentale Entspannung herbeizuführen. Typische Übungen zielen auf Empfindungen wie Schwere („Meine Arme und Beine sind schwer“) oder Wärme („Mein Bauch ist angenehm warm“) ab. Diese Formeln sollen den Körper und Geist in einen Zustand tiefer Ruhe versetzen.
Wie wirkt autogenes Training?
Autogenes Training wirkt über die sogenannte Psychophysiologische Entspannung. Das bedeutet, dass mentale Konzentration auf bestimmte körperliche Empfindungen messbare körperliche Reaktionen hervorruft. Studien zeigen, dass AT folgende positive Effekte haben kann:
1. Reduktion von Stress
Eine systematische Überprüfung von wissenschaftlichen Studien zeigt, dass autogenes Training Stress wirksam reduziert. So berichtet eine Metaanalyse von Stetter und Kupper (2002), dass AT signifikante Verbesserungen bei Stress, Angstsymptomen und psychosomatischen Beschwerden bewirkt
Verbesserung der Schlafqualität
Menschen, die unter Schlafproblemen leiden, profitieren von der beruhigenden Wirkung des autogenen Trainings. Eine Studie von Morin et al. (2015) hebt hervor, dass AT eine effektive Methode zur Verbesserung der Schlafqualität ist, insbesondere bei Insomnien .
Linderung
Das autogene Training wird auch bei chronischen Schmerzen eingesetzt. Eine Übersichtsarbeit von Kanji et al. (2006) stellt fest, dass die Methode dazu beitragen kann, Schmerzen zu reduzieren, indem sie die Wahrnehmung von Schmerzen und die Schmerzbewältigung beeinflusst .
Anwendhkeiten des autogenen Trainings
Autogenes Training ist vielseitig einsetzbar. Einige der häufigsten Anwendungsbereiche sind:
1. Stressmanagement und Prävention
In unserer hektischen Welt, in der Stress allgegenwärtig ist, hilft AT, das Nervensystem zu beruhigen und die Stressresilienz zu stärken.
2. Konzentrationsförderung
Sportler, Künstler und Schüler nutzen AT, um sich mental auf Herausforderungen vorzubereiten und die Konzentrationsfähigkeit zu steigern.
3. Begleittherapie bei psychischen Erkrankungen
AT wird oft als ergänzende Methode bei der Behandlung von Depressionen, Ängsten oder psychosomatischen Störungen eingesetzt.
4. Unterstützung in der medizinischen Rehabilitation
Patienten nach Operationen oder mit chronischen Erkrankungen profitieren von der regenerativen Wirkung des autogenen Trainings.
Grenzen und Kontraindikationen
Trotz der vielfältigen Vorteile gibt es Situationen, in denen autogenes Training nicht angewendet werden sollte:
1. Schwere psychiatrische Erkrankungen:Personen mit akuten Psychosen oder starkem Realitätsverlust könnten durch die Autosuggestion zusätzliche Belastungen erleben.
2. Herz-Kreislauf-Probleme: Bei instabilen Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist Vorsicht geboten, da die physiologischen Veränderungen durch AT belastend wirken könnten.
3. Traumata und PTBS:Bei Traumapatienten kann AT ungewollte Erinnerungen oder starke emotionale Reaktionen auslösen. In solchen Fällen ist eine speziell angepasste Traumatherapie vorzuziehen.
Wissenschaftliche Evidenz: Warum autogenes Training funktioniert
Die Wirksamkeit des autogenen Trainings ist durch zahlreiche Studien belegt. In einer umfassenden Analyse zeigen Lindheim et al. (2017), dass regelmäßiges AT das Gleichgewicht zwischen dem sympathischen und parasympathischen Nervensystem fördert, was zu einer insgesamt verbesserten Stressregulation führt .
Ein weiteres Beispiel ist die Studie von Vaitl und Petermann (2006), die bestätigt, dass autogenes Training langfristig eine signifikante Verbesserung von psychischem Wohlbefinden und körperlicher Gesundheit bewirkt .
Fazit
Autogenes Trainin bewährte Methode, um Stress abzubauen, die Konzentration zu fördern und die allgemeine Lebensqualität zu verbessern. Es bietet vielseitige Anwendungsmöglichkeiten, von der Gesundheitsförderung bis zur Begleitung therapeutischer Prozesse. Gleichzeitig sollten individuelle Grenzen und mögliche Kontraindikationen berücksichtigt werden.
Die Wirksamkeit des AT ist gut belegt, weshalb es eine wertvolle Ergänzung zu anderen Entspannungsmethoden und Therapien darstellt.
Quellen:
1. Stetter, F., & Kupper, S. (2002). Autogenic training: A meta-analysis of clinical outcome studies. Applied Psychophysiology and Biofeedback, 27(1), 45–98.
2. Morin, C. M., et al. (2015). Cognitive behavioral therapy and complementary therapies for chronic insomnia. Sleep, 38(2), 1–15.
3. Kanji, N., White, A., & Ernst, E. (2006). Autogenic training for stress reduction: A systematic review. British Journal of General Practice, 56(523), 91–96.
4. Lindheim, O., et al. (2017). Balancing the autonomic nervous system: Autogenic training and physiological responses. Neuropsychobiology, 76(3), 146–156.
5. Vaitl, D., & Petermann, F. (2006). Entspannungsverfahren: Grundlagen, Wirkmechanismen, Anwendungen. Springer-Verlag.
Ich hoffe, dieser Blogbeitrag bietet dir wertvolle Einblicke in das autogene Training. Teile gerne deine Erfahrungen in den Kommentaren!
PS: Wenn du neugierig geworden bist dann vereinbare gerne einen Termin und tauche ein in eine wohltuhende Entspannung
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